Deutsch-Polnisches Jugendprojekt 19.- 27.08.2022 in Dresden
Leitung: Olek Konrad Witt und Izabela Modrzewska
Projektbericht
Die tragische deutsch-polnische Geschichte im Zweiten Weltkrieg und die Gestaltung einer gemeinsamen, friedlichen Zukunft in Europa war das Thema der Begegnung von jungen Menschen.
16 Jugendliche aus Stargard und Dresden machten sich gemeinsam auf die Suche nach Spuren der Vergangenheit, erinnerten an die toten Kinder und setzten mit künstlerischen Mitteln Zeichen für eine bessere Zukunft.
Wir haben uns mit der Zwangsarbeit in dem ehemaligen Rüstungsbetrieb Goehle-Werke beschäftigt und haben dabei an das Leiden der Polinnen und besonders an deren in der Gefangenschaft geborenen Kinder erinnert. Diese Kinder, deren Leben nach nur wenigen Tagen oder Wochen erloschen war, sind damals anonym auf dem Sankt Pauli-Friedhof in Dresden begraben worden.
Mit Vorträgen von Frau Dube-Wnek, von Frau Barbara Lubich, von Frau Maja Andert und durch Führungen durch das Zentralwerk (ehemalige Goehle-Werke), Sankt Pauli Friedhof und die Gedenkstätte Münchner Platz haben wir das Wissen über die damalige Zeit gewonnen. Mit theaterpädagogischen Methoden haben die Jugendlichen ihre Eindrücke aufgearbeitet und zu Performances geformt.
Die Performances auf dem Sankt Pauli-Friedhof und an der Elbe waren außergewöhnliche, bewegende Ereignisse. Dazu ist in der DNN am 23.08.22 ein Bericht erschienen.
Izabela Modrzewska als Musikpädagogin, Betreuerin und Sprachmittlerin hat mit ihrer einfühlsamen Arbeit wesentlich zum Erfolg dieser Jugendbegegnung beigetragen. – Wolfgang Howald nahm sich Zeit, die polnischen Jugendlichen bei der Ankunft in Dresden auf Polnisch zu begrüßen. Wolfgang Nicht hat uns bei der Dampferfahrt auf der Elbe mit seinen spannenden Erzählungen und Informationen begleitet.
Besonders wichtig und wertvoll sind die deutsch-polnischen Freundschaften, die in dieser Begegnungs-Woche entstanden sind. Das ist der größte Gewinn des Projektes. Die meisten der Polinnen waren das erste Mal in Deutschland und fast alle das erste Mal in Dresden. Sie nahmen auf die Fahrt zurück nach Polen positive Eindrücke mit. Diese Erfahrungen, Begegnungen und neu geschlossenen Freundschaften bilden ein Gegengewicht zu manchen antideutschen Stimmen, mit denen sie im Alltag konfrontiert sind.
Einige der deutschen Jugendlichen hatten zum Teil polnische Wurzeln. Aber andere wiederum hatten zuvor kaum Wissen, geschweige persönliche Kontakte zu Polen und Polinnen. Ihr Wissen über Polen, das sich vorwiegend auf, oft negative, Meldungen der deutschen Medien beschränkt hatte, hat sich gewandelt. Das Interesse, dieses Land zu besuchen und für sich zu entdecken, ist gewachsen.
Schade nur, dass es im Vorfeld sehr schwierig war, deutsche Jugendliche für die Teilnahme an dem Projekt zu gewinnen. Daran wäre das Projekt anfangs fast gescheitert.
In Zukunft müssen wir uns überlegen, wie wir auch mit unserer Arbeit bei den deutschen Jugendlichen mehr Interesse an unserem direkten Nachbar wecken können. Die historische Aufarbeitung ist weiterhin sehr wichtig. Aber wir müssen jungen Menschen hier in Sachsen mehr moderne Aspekte vom heutigen Polen und seinen Menschen näherbringen. Die Last der Vergangenheit darf nicht die Lust an der Zukunft erdrücken.
Kulturelle Projekte, an dem junge Menschen aus beiden Ländern beteiligt sind, müssen noch stärker gefördert werden. Hier danke ich sehr der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Sachsen und dem Deutsch-Polnischem Jugendwerk und hoffe auf eine weitere fruchtbare Unterstützung.
Über das Projekt wird eine Filmdokumentation erstellt, die in den nächsten Wochen fertig und veröffentlicht wird.
Olek Konrad Witt
Das Projekt wird gefördert durch: Deutsch-Polnisches Jugendwerk / Polsko-Niemiecka Współpraca Młodzieży