Ein Besuch in Schwarzenbach/S – im Gedenken an die Opfer von Schlesiersse I und II

Mit unserem Projekt „Schlesiersee I und II“ erinnern wir an die Mädchen und Frauen, die in dem KZ-Außenlager bei Slawa von Oktober 1944 bis Januar 1945 unter härtesten Winterbedingungen Schanzarbeiten leisten mussten. Mit der Räumung des Lagers am 21.1.1945 begann der Todesmarsch bis nach Helmbrechts in Oberfranken, wo nur 621 Frauen am 5. März ankamen. Aber von dort ging der Todesmarsch am 13.04.1945 weiter. Ein erster Stopp war in Schwarzenbach/Saale, wo die Frauen im Freien übernachteten. Auf dieser ersten 17 km langen Strecke starben 21 Frauen oder wurden erschlagen. Der Marsch ging auf der böhmischen Seite durch den Böhmerwald und den Bayrischen Wald bis nach Volary und Prachatice (Wallern und Prachatitz). Lilli Rosenberg, geb. 1911 in Ungarn, kam nach 800 km Fußmarsch von Schlesiersee bis nach Wallern, wo sie trotz guter Pflege im Lazarett verstarb.
In den Jahrzehnten nach 1945 geriet diese Geschehen im Bayern in Vergessenheit. 1995 erinnerten sich Bürgerinnen und Bürger, dass es hier ein KZ gegeben hatte. So fanden sich Menschen in dem „Verein gegen das Vergessen – zum Gedenken an die NS-Diktatur in der Region Hof e. V.“ zusammen, um die Geschichte aufzuarbeiten und sie an Schulen und darüber hinaus bekannt zu machen.
In Schwarzenbach entstand die Gedenkstätte “Langer Gang“. Der Verein erwarb das langsam verfallende Backsteingebäude von der Kirchgemeinde für symbolische 10 Euro, um das Gebäude für den neuen Zweck herzurichten. Vier Künstler aus der Region schufen eindrucksvolle Kunstwerke, um an das Grauen zu erinnern und Zusammenhänge – auch zur gegenwärtigen Bedrohung unserer Demokratie – aufzuzeigen. Eine beeindruckende Dokumentaion mit Biografien der Opfer wie der Täter veröffentlichte der Verein 2019. Diese ist bei Frank Müller und Wolfgang Nicht ausleihbar.
Am 16.6.2023 hatte ich Gelegenheit die Gedenkstätte zu besuchen und mit dem ehem. Vereinsvorsitzenden Günter Niepel ausführlich über das Gedenkprojekt „Langer Gang“ zu sprechen. Dabei konnte ich auch über unsere Aktivitäten in Slawa berichten und ihm unsere Broschüren über „Die Lager Schlesiersee I und II“ überreichen.
Wolfgang Nicht