Besuch in Gostyń 2016

Bericht über den Besuch in Gostyń am 21. und 22.10.2016 zum 77. Jahrestag der Erschießung von 30 Gostyńer Bürgern


Am 21. Oktober 1939 erschossen die deutschen Besatzer auf dem Marktplatz der polnischen Stadt Gostyń 30 Bürger der Stadt und seiner Umgebung. In jedem Jahr gedenken die Einwohner dieser mit Dresden befreundeten Stadt der in diesem Terrorakt Ermordeten. Seit längerem nehmen auf Einladung der Stadtverwaltung Gostyń und des dortigen Kombattantenverbandes neben Vertretern der VVN/BdA
Dresden auch Vertreter der DPG Sachsen am Gedenken teil, so auch in diesem Jahr die
Vorstandsmitglieder Jadwiga Schöne und Wolfgang Howald sowie Albrecht Krause. Von Seiten der VVN nahmen teil Margot Linke und Wolfgang Theobald.
Nach herzlicher Begrüßung durch Maciej Kretkowski von der Stadtverwaltung Gostyń und Robert Czub,
den Direktor des Stadtmuseums, an der uns bestens bekannten angenehmen Pension „Absolwent“ und einem guten polnischen Mittagessen traf die Gruppe im Stadtmuseum mit Vertretern des Kombattantenverbandes, an ihrer SpitzeMarian Sobkowiak, ferner die Damen Biderman und Kazmierczak sowie die Herren Rogalla und Nowacki, zusammen, um die weitere Zusammenarbeit zu erörtern, insbesondere die Organisation des Besuchs zu den Gedenkfeierlichkeiten in Dresden im Juni 2017 anlässlich des 75. Jahrestages der Hinrichtung von 12Mitgliedern derWiderstandsgruppe „Czarny Legion“ aus Gostyń am 23. und 24. Juni 1942 im Richthof des Münchner Platzes Dresden. Erwartet wird eine 40-köpfige Delegation aus Gostyń einschließlich einer Schülergruppe. Wahrscheinlich können wir auch den Staatssekretär im Außenministerium der Republik Polen – er ist Sejm-Abgeordneter des Wahlkreises Gostyń – begrüßen. Die Vorbereitungen für diesen Besuch am 20. Und 21. Juni 2017 sind bereits weit gediehen.

Nach der feierlichen Messe in der spätgotischen kath. Stadtkirche begab man sich zum nahegelegenen Marktplatz, wo imRahmen einer Gedenkstunde auch unsere Delegation ein Blumengebinde am Ehrenmal für die Opfer des 21.10.1939 niederlegte.
Sodann folgten wir einer Einladung zum Abendessen in das Kulturhaus „Hutnik“ und trafen dort u.a. mit
Bürgermeister Jerzy Kulak, der stellv. Leiterin des „Hutnik“ sowie dem uns bereits aus einer Begegnung
im Juni 2016 im Vereinshaus Johannstadt bekannten Mitarbeiter Przemyslaw Pawlak zusammen. Mit ihnen wurden Möglichkeiten der weiteren Zusammenarbeit zwischen „Hutnik“ und dem Verein „Aktives Leben“ in Dresden-Johannstadt besprochen.

Anschließend nahmen wir im Theatersaal des Kulturhauses teil an der Premiere des Theaterstücks „Kto zabił….“ („Wer tötete…“) nach dem bisher nicht veröffentlichten Roman von Zofia Hejnowicz-Naglerowa, die den Tod ihres Vaters auf dem Gostyńer Marktplatz miterleben musste. Das Stück schildert in dramatischen Bildern die Geschichte der Familie während der Nazi-Okkupation, aber auch, wie sich die Tragik der Familie in kommunistischer Zeit fortsetzte. In der eindrucksvollen Aufführung spielten junge Schauspieler der Gostyńer Theatergruppe „Kęs“.
Am Folgetag hatten die Gastgeber für uns eine Fahrt nach Leszno (Lissa), die Stadt, aus der der polnische König Stanislaw Leszczyński stammte und die für Toleranz und friedliches Zusammenleben verschiedener Volksgruppen bekannt war, vorgesehen. Nach einer Ehrung am Gedenkort für die von Deutschen am 20.und 21.10.1939 ermordeten Bürger aus Leszno und Umgebung konnten wir im Rahmen einer sachkundigen Stadtführung die erhalten gebliebene Synagoge besichtigen und uns über die einst wichtigste jüdische Gemeinde in Großpolen – der bedeutende Rabbiner und Philosoph Leo Baeck wurde hier geboren – informieren. Weitere Stationen unseres Stadtspaziergangs waren der Rynek mit dem besonders schönen Rathaus, die barocke Nikolaus-Kirche, die einst evangelische Kreuzkirche und das sie umgebende Lapidarium mit Obelisken und Epitaphen der aufgelösten protestantischen Friedhöfe mit interessanten Inschriften, die Auskunft über die einstigen deutschstämmigen Bewohner der Stadt geben. Den Abschluss des Besuchs bildete ein opulentes Mittagessen im Restaurant „Eden“ im Barockstädtchen Rydzyna.

Jadwiga Schöne und Albrecht Krause gilt Dank für ihre Dolmetscherdienste. Unser aller Dank gebührt unseren polnischen Gastgebern, insbesondere Maciej Kretkowski, der wieder einmal das Besuchsprogramm bestens organisiert hatte.

http://www.gostyn.pl/Wizyta_z_Drezna_-_w_rocznice_tragedii.html

Wolfgang Howald
Präsident der DPG Sachsen
Bildquelle: Fot. Radio Elka – Aldona Brycka-Jaskierska; https://www.gostyn.pl/Wizyta_z_Drezna_-_w_rocznice_tragedii.htm