Ein Pole als deutschsprachiger Mime

In loser Folge wollen wir Ihnen an dieser Stelle „polnische Spuren in Dresden und Sachsen“ vorstellen. Unser langjähriger Präsident Dr. Wolfgang Nicht hat in den vergangenen Jahren zu etwa 440 Orten in ganz Sachsen Nachforschungen angestellt; ein Teil dieser Recherchen fand auch seinen Niederschlag in der Broschüre „Polacy w historii Drezna – Die Polen in der Geschichte Dresdens“ (Dresden 2014). Der Begriff Gedenkorte wird dabei ziemlich weit gefasst. Vor allem wollen wir anregen, in der eigenen Region diesen Spuren nachzugehen. (Anmerkungen und Quellenangaben sind hier weggelassen, können aber nachgefragt werden.)

Gedenkort       Alter Annenfriedhof, 01187 Dresden, Chemnitzer Straße 32
Gedenkort       Schauspielhaus, 01067 Dresden, Ostraallee

„Dawison“ – soll man den Namen englisch aussprechen? Oder kommt er aus Skandinavien?

Weit verfehlt! Der im Dresden des 19. Jahrhunderts berühmte und gefeierte Schauspieler Bogumil Dawison wurde 1818 in einer jüdischen Familie in Warschau geboren. Seine Kind­heit und Jugend war eher ärmlich. So arbeite er als Kopist, Schildermaler, Schreiber und Rezensent. Die französische und die deutsche Sprache, die für sein weiteres Leben so wichtig war, erlernte er im Selbststudium.

1837 hatte er sein Debüt am polnischen Theater in Warschau, wechselte aber bald zum deutschen Theater. Es folgten bedeutende Bühnen und somit ein steiler Aufstieg: Lemberg (Lwów), Thalia-Theater Hamburg und Burgtheater Wien, wo er sich aber mit dem Theater­leiter H.R.C. Laube überwarf. So ging er an das Königliche Hoftheater Dresden, dem Vorgänger des Staatsschauspiels Dresden.

Über sein zehnjähriges Engagement von 1854 bis 1864 kann man in Eisenbergs Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert lesen: „D. trat geradezu meteorartig auf, und wirkte sein Spiel, namentlich in den fünfziger Jahren, revolutionär.“

Dem folgten erfolgreiche Gastspiele in den USA, die ihn aber wohl sehr strapazierten. Körperlich gebrochen kehrte er – ohne wieder auf die Bühne zu treten – nach Dresden zurück. Hier starb er am 1. Februar 1872. Das imponierende Familiengrabmal auf dem Alten Annenfriedhof in der Dresdner Südvorstand ist erhalten. Der Zustand des Grabmals war mit der Zeit aber sehr desolat, deshalb begann im Frühjahr 2017 die Friedhofverwaltung mit der Sicherung der Mauer. 2018 erfolgt mit Mitteln des Freistaates eine Restaurierung des Grabmals. Wie ein älterer Bürger berichtete, war das Grabmal mit einer liegenden Hundefigur geschmückt. Diese Figur ist noch an anderer Stelle auf dem Friedhof vorhanden und soll wieder den ursprünglichen Platz erhalten.

Aber nicht nur auf dem Annenfriedhof kann man Dawison begegnen. Im Foyer des Schau­spielhauses hängt ein großformatiges Porträt des Schauspielers.

Bildquelle: de.wikipedia.org/wiki/Bogumil_Dawison