Vieles ist 2020 ausgefallen und verschoben worden. So steht es auf dem diesjährigen Weihnachtsgruß der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Sachsen e.V. und so ist es auch unserer traditionsreichen Weihnachtsfeier im Kraszewski-Museum ergangen. Ein ähnliches Schicksal ereilte die Ausstellung „Kunst.off Plattenbau – WBS70 fünfzig Jahre danach 1970–2020“ im Kunsthaus Raskolnikow in Dresden, die wir als Verein unterstützt haben. Die Vernissage und die Laufzeit der Ausstellung fielen zusammen mit der zweiten Corona-Welle. Nun ist zu hoffen, dass die Verlängerung bis Mitte März einem größeren Publikum den Besuch ermöglicht.
Wenn schon Weihnachtsfeier und Ausstellung ausfallen, dann machen wir das Beste daraus, sagten wir uns bei einer unserer virtuellen Vorstandssitzungen und beauftragten das Künstlerehepaar Zuzanna Kryńska und Tomasz Lewandowski mit der Gestaltung unserer Weihnachtskarte. Zuzannas Werke sind in der Ausstellung WBS70 zu sehen, Tomasz ist der Kurator. Im Ergebnis ist die Collage „Weihnachts-Platten-Baum“ entstanden. Symmetrisch, aber doch nur fast, quadratisch, aber beim genauen Hinsehen schief, bilden Fotografien unterschiedlicher Plattenbaufronten einen grünen Weihnachtsbaum. Alle ähneln sich und keines ist gleich.
Jeder möge sich seine eigenen Gedanken machen. Sind die vielen Wohnungsfenster ein Kommentar zu den Feiertagen im Zeichen des Lockdowns, der so viele Menschen in die eigenen vier Wände verbannt?
Vieles lässt sich über die Architektur des Plattenbaus sagen, jedoch sicherlich nicht, dass sie kitschig sei. Trotzdem ist es gelungen, ihre Fassaden in ein Weihnachtskunstwerk zu verwandeln. Der Weihnachts-Platten-Baum als Antidotum gegen die aufdringliche Ästhetik der Adventszeit. Und dennoch, wer mit offenen Augen durch die Siedlungen aus den 70er und 80er Jahren geht, findet viele weihnachtlich leuchtend geschmückte Balkone und Fenster. Auf einmal ist sie doch schön und gar nicht anonym und gleichförmig, die Platte. Und dann ließe sich noch über die Krippe nachdenken, das Symbol für die letzte Zuflucht für die Menschen ohne Bleibe.
Was war das für ein Ort, in dem Josef und Maria Obdach fanden? Warum haben sie viele, die ein behagliches Heim hatten, zurückgewiesen? Wie es heute ist, dafür haben wir eine drastische Anschauung vor Europas Haustür, in den Lagern Moria und Kara Tepe auf Lesbos. Hier müssen Tausende, die vor Krieg und Gewalt geflohen sind, unter katastrophalen Bedingungen vegetieren, eine europäische Schande.
Corona kann uns lehren, wie wichtig Solidarität ist. In unserer DPG haben wir versucht, trotz aller notwendigen Einschränkungen den Zusammenhalt zu wahren. Die digitalen Möglichkeiten haben uns geholfen. Sie sind kein vollwertiger Ersatz für die „echten“ Treffen, zumal wir damit leider nicht alle erreichen können.
Immerhin konnten wir Kontakte aufrechterhalten und Einiges auf den Weg bringen oder fortsetzen. Diejenigen, die am 11.12.20 an unserer virtuellen Versammlung mit Benedikt Dyrlich und seinem Bericht über Begegnungen in Polen vor und nach 1989 teilnehmen konnten, immerhin waren es 25 Mitglieder, waren froh, sich wenigstens auf diese Art treffen zu können.
Wir danken allen, die sich auch 2020 für die deutsch-polnischen Beziehungen eingesetzt haben.
Anbei der Tätigkeitsbericht für 2019, aus einer (auch nicht gerade) heilen Welt vor Corona, und für die Mitglieder der Finanzbericht 2019.
Allen unseren Mitgliedern und Freunden wünschen wir ein trotz alledem frohes Weihnachtsfest. Wir denken besonders an die Kranken und Einsamen.
Für 2021 besteht Hoffnung. Glückauf! Wr sehen uns – nicht nur virtuell – wieder.
Im Namen des Vorstandes
Wolfgang Howald
Beitragsbild: Weihnachts-Platten-Baum Fotografie und Collage
Umsetzung: Zuzanna Kryńska, Tomasz Lewandowski